Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

7.2 Einfluß der Halinität

Der Einfluß des Salzwassers nimmt elbaufwärts kontinuierlich ab, ist jedoch bis in den Raum Hamburg noch feststellbar. Dieser abnehmende Salzgehalt läßt sich deutlich an dem Auftreten halobionter und halophiler Arten verfolgen. In Karte 2 ist das Vorkommen halobionter (eng an Salz gebundener) Arten dargestellt. Neben den oben bereits genannten Laufkäferarten Dyschirius chalceus Erichson und Dyschirius salinus Schaum und dem Kurzflügler Bledius spectabilis Kraatz sind hier als weitere charakteristische Bewohner der Salzwiesen die Laufkäferarten Bembidion normannum Dejean, Bembidion iricolor Bedel, Pogonus chalceus (Marsham) und Dicheirotrichus gustavii Crotch sowie der Kurzflüger Carpelimus halophilus Kiesenwetter und der Sägekäfer Heterocerus maritimus Guérin zu nennen. Wie Karte 2 zu entnehmen ist, dringen diese eng an Salzeinfluß gebundenen Arten bis in den Bereich der Haseldorfer Marsch im Westen Hamburgs vor.

Halophile Arten, also solche, die zwar nicht an salzhaltige Böden gebunden sind, jedoch eine deutliche Vorliebe für solche Standorte und damit im nordwestdeutschen Raum einen Verbreitungsschwerpunkt auf salzbeeinflußten Böden aufweisen, kommen bis in den Osten Hamburgs vor (siehe Karte 3). Zu den Arten zählen die beiden bereits erwähnten Laufkäfer Cicindela maritima Latreille und Bembidion maritimum Stephens sowie der Kurzflügler Diglotta submarina Fairmaire. In die Darstellung der Karte 4 sind die halotoleranten Arten einbezogen und verdeutlichen den halinen Gradienten zwischen der Mündung der Elbe und Geesthacht in anschaulicher Weise.

Der Einflußbereich des Salzwassers ist für die Fauna offensichtlich etwas ausgedehnter als für die Vegetation. Nach Beller (1993) macht sich der Brackwassereinfluß im Elbeästuar an den Vegetationsbeständen elbaufwärts etwa bis Glückstadt (~ Stromkilometer 675) bemerkbar, selbst halobionte Käferarten sind jedoch bis zur Haseldorfer Marsch feststellbar, also rd. 20 km weiter stromaufwärts (siehe Karte 2). Eine mögliche Erklärung für diese Erscheinung ist die aus den Arbeiten von Heydemann (1962) bekannte Tatsache, daß Salzkäfer auch an weitgehend ausgesüßten Standorten existieren können, die nur noch unregelmäßig und in so geringem Ausmaß von Salzwasser beeinflußt werden, daß Salzpflanzen dort nicht mehr gedeihen können.

Die Brackwassergrenze der Elbe ist auch nicht starr, sondern sie verändert ihre Lage in Abhängigkeit von der Wasserführung. Bei hoher Oberwasserführung der Elbe kann die Brackwassergrenze bei Brunsbüttel (~ Stromkilometer 695) liegen, bei anhaltend niedrigen Abflüssen kann sie sich stromaufwärts bis Stade (~ Stromkilometer 655) verschieben (IKSE 1994: 26). Möglicherweise reicht der Brackwassereinfluß bei Sturmflutereignissen zu Zeiten relativ niedriger Abflußmengen zumindest sporadisch bis zur oberen Tideelbe. Die vereinzelten Nachweise von halophilen Arten sogar über Geesthacht hinaus (z.B. Bembidion maritimum bei Glüsing nahe Lauenburg, leg. W. Ziegler) lassen dies zumindest vermuten. Erkenntnisse darüber, wie weit elbaufwärts die Populationen der dort festgestellten halobionten und halophilen Arten noch autochthon und in ihrer Existenz nicht auf periodische "Auffrischung" durch Hochwasserereignisse angewiesen sind, fehlen.